Mittwoch, 18. August 2010

Wenn man sich in Deutschland langweilt, ruft man Freunde an oder guckt, was im Fernsehen läuft.
In Madrid geht man einfach auf die Straße.

Freitag, 13. August 2010

Wohnungen ohne Uhren

"Das ist mir vorhin schon einmal aufgefallen, dass in dieser Wohnung nicht eine einzige Uhr hängt." Wenn wir in Deutschland wären, hätte diese Küche schon mindestens 3 Uhren. Eine am Backofen, eine an der Mikrowelle und eine an der Wand. Die vierte würde dann vom Küchentisch aus im Flur erkennen können.
Ich lebe in Madrid. Noch nicht lange, aber von dem was ich von der spanischen Mentalität mitbekommen habe, bin ich zufrieden.
Hier interessiert sich keiner für die Zeit. Hier ist man langsam und zu spät.
In Deutschland bin ich die von allen gehassten, die auf überfüllten Straßen zu langsam geht.

Fußgänger, die alleine unterwegs sind, rennen mit ihrem Gepäck, ihren Gedanken, ihrer Musik einfach so durch die Menge. Für die Menge geben sie ihre Geschwindigkeiten vor, die Masse soll folgen. Die Menge, meist bestehend aus Gruppen von zwei bis drei Leuten, meist quatschend oder einer Familie. Sie wollen einander nicht verlieren, bleiben zusammen, weichen aus. Die langsamste Gruppe, die, der es auszuweichen gilt ist die, die von allen gehasst wird und zu der ich gehöre. Gruppen von wilden Teenagern, die grölend vor Krimskrams-Läden stehen und versuchen, einander zu imponieren. Aufgeregte Touristen, die mit dem Stadtplan herumfuchteln und jeden nach dem Weg fragen. Großfamilien, die mit allen Mitteln versuchen, die Kinder beieinander zu halten, während die Schwiegermutter im Juwelier eine Kette abholt.
Und wirre Menschen, die manchmal einfach langsamer werden, wenn sie ins Denken geraten oder plötzlich umkehren, wenn ihnen danach ist.

Madrid besteht wohl nur aus wilden Teenagern, aufgeregten Touristen, Großfamilien und wirren Menschen.
Ich bin auf den Straßen völlig akzeptiert, alle laufen in dem Tempo, in dem ich mich am wohlsten fühle. Es scheint, als gehöre ich dazu.